Die Visionen des Steve Jobs

Ein Gelbton hier, eine Taste da, ein Anschluss dort. Mit seiner Akribie, seinem Perfektionismus und seinen weitreichenden Entscheidungen hat Steve Jobs nicht nur die eigenen Produkte, sondern auch unser Verständnis, wie wir heute mit Technik umgehen, geprägt. Und das schon lange vor der Zeit, in der sich Apple mit iMac, iPod und iPhone zurück ins Bewusstsein der Konsumenten drängte.

Bunte Fenster, Papierkorb, Symbole und Verzeichnisse – zwar stammt die grafische Benutzeroberfläche, die heute unseren Umgang mit Computern erleichtert, nicht von Steve Jobs. Doch er war einer der Ersten, der ihr Potenzial erkannte. Und das schon Ende der 70er-Jahre, als es noch Standard war, den Computer über Kommandos mit der Tastatur zu steuern.

Jobs war der Überzeugung, dass „Produkte Sex haben müssen“, wie er einmal sagte. Darum ließ er den iMac entwickeln: ein Computer mit bunten Farben und ohne die üblichen Anschlüsse. Stattdessen wurde das damals noch recht unbekannte USB verbaut. Das ist heute Standard, auch Dank Apple. Denn das Unternehmen war immer Vorreiter, wenn es um neue Technologien ging.

Als das iPhone 2007 auf den Markt kommt, hat es keine Tastatur und nur wird nur über einen großen berührungsempfindlichen Bildschirm bedient. So soll das Internet in seiner Gesamtheit mobil erlebbar und nutzbar gemacht werden. Das sind große Worte, denn bis zu diesem Tag ist es kein Vergnügen, mit dem Handy im Internet zu surfen. Zu langsam die Verbindungen, zu klein die Bildschirme, zu umständlich der Gebrauch. Das will Jobs ändern. Und er handelt ganz im Sinne einer Botschaft, die das Unternehmen ein paar Jahre zuvor noch propagiert hat: „Menschen, die verrückt genug sind, zu denken, sie könnten die Welt ändern, sind Menschen, die es auch tun.“  Der Apple-Gründer schickt sich an, mit seinem „revolutionären Mobiltelefon“ die Welt der Handys umzukrempeln.

Wer heute mit der U-Bahn in Hamburg unterwegs ist, oder mit der Tram durch Berlin fährt, der wird zugeben: Jobs hatte Erfolg. Über 150 Millionen iPhones hat Apple bislang verkauft. Viele davon auch bei uns. Nimmt man die Konkurrenz dazu, werden Ende des Jahres 20 Millionen Menschen in Deutschland mit Smartphones oder Tablet-PCs wie dem iPad im mobilen Internet unterwegs sein. Tendenz: weiter steigend.

Apple hat es mit dem iPhone geschafft, das Internet in der Hosentasche salonfähig zu machen. Schon heute schauen wir im Geschäft noch einmal kurz aufs Handy, ob es den Drucker oder die DVD nicht bei Amazon und Co. billiger gibt. Schon heute brauchen wir keine Einkaufsliste mehr. Wir sehen einfach kurz nach, was man für Grüne Soße mit Kartoffeln alles braucht. E-Mails werden abgerufen, das Wetter überprüft und mit Google-Maps der Weg zur nächsten U-Bahn gefunden. Alles heute schon möglich. Aber alles erst massentauglich, seit Apple das Internet auf das iPhone und das iPhone zu den Kunden brachte.

Steve Jobs wollte die Welt verändern. Das hat er geschafft. Viele Menschen haben am 5. Oktober von seinem Tod in den Nachrichten erfahren. Während sie mit der Bahn auf dem Weg zur Arbeit waren. Während sie im Bett lagen und Kaffee tranken. Während sie sich mit Geschäftspartnern zum Essen trafen. Sie lasen, sahen oder hörten auf dem iPhone, iPad oder iMac vom Ableben des Apple-Mitgründers. Sie nutzten Produkte wie selbstverständlich, die Jobs mit seinen Mitarbeitern erfunden und entwickelt hatte. Sie versendeten die Nachricht weiter, twitterten und teilten sie auf Facebook.

Das mobile Internet ist zu einem wesentlichen Bestandteil unseres Lebens geworden. Wenn wir in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren zurückschauen, wird man Mark Zuckerberg, Sergey Brin und all die anderen Netzwerke- und Suchmaschinen-Gründer vermutlich vergessen haben. An Steve Jobs wird man sich jedoch noch erinnern. Als den Mann, der das Internet in unsere Hosentaschen brachte.

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