Mein 1.300-Euro-Geschenk an iTunes
iTunes feiert Geburtstag. Vor zehn Jahren öffnete der Music Store zum ersten Mal seine digitalen Türen. Aus diesem Anlass habe ich mir einmal die Mühe gemacht, alle meine iTunes-Ausgaben der vergangenen Jahre zusammenzurechnen. Ausgaben, die einfach so nebenbei passieren. Weil man ein Lied gerne hören möchte, weil eine Folge der Lieblingsserie verpasst wurde, weil noch Literatur für den Urlaub gebraucht wird.
Ich würde mich nicht als iTunes-Junkie bezeichnen. In den letzten acht Jahren habe ich 332 Lieder bei Apple gekauft. Dazu kommen 433 Apps für das iPhone und 252 Programme für das iPad, bei denen ich jedoch nicht weiß, welche kostenlos waren und für welche ich bezahlt habe. (Das herauszufinden hätte vermutlich den ganzen Tag gedauert).
Mein Nutzungsverhalten beschränkt sich auf einen geliehenen Film alle zwei bis drei Monate, eine gekaufte App alle zwei bis drei Wochen und ein oder zwei Bücher pro Jahr. Das ist geschätzt – kommt aber wahrscheinlich ganz gut hin. Umso erstaunter war ich, als mir nun heute das Ergebnis meiner Ausgaben bei iTunes angezeigt wurde: Über 1.300 Euro haben seit Juni 2005 mein Kreditkarten-Konto verlassen und ihr Glück in der Fremde gesucht.
Woher ich das alles weiß? Bei iTunes gibt es die schöne Möglichkeit, sich alle Käufe rückwirkend noch einmal anzeigen zu lassen. Über den iTunes Store und den eigenen Account gelangt man zur Einkaufsstatistik. Und die ist in meinem Fall ziemlich lang.
Natürlich ist ein Großteil der 1.300 Euro an Entwickler und Rechteinhaber geflossen. Trotzdem wurmt es mich etwas, dass mir das Ausmaß der Ausgaben bisher nie so recht klar war. Denn wer denkt schon daran, dass er sich für diese Summe auch gut ein MacBook kaufen könnte, wenn er mal eben ein einzelnes Lied oder eine App für 89 Cent herunterlädt?
Ich nicht. Und daran ist irgendwie auch iTunes schuld.
200.000 Lieder von den großen Plattenfirmen BMG, EMI, Sony Music Entertainment, Universal und Warner waren in den USA erhältlich – als iTunes im April 2003 an den Start ging. Dank des Erfolgs des ebenfalls von Apple verkauften MP3-Players iPod (und später der iPhones und iPads) entwickelte sich der iTunes Store mit den Jahren zum größten legalen Umschlagsplatz für Musik.
Auch ich gehörte früh zu den Besitzern eines iPods. 20 Gigabyte hatte das Modell der dritten Generation, das ich mir 2004 kaufte. Kurze Zeit später – genauer gesagt im Juni 2004 – ging auch in Deutschland der iTunes Store online. Es dauerte allerdings noch etwas, bis ich Geld für ein virtuelles Produkt bei Apple ausgeben sollte.
Am 14. Juli 2005 bezahlte ich erstmals 99 Cent für den Titel „Escape from the Basket“ von John Williams. Es folgten Spiele für den iPod – und dann, nach dem Kauf eines iPhones im Oktober 2007 – auch die ersten Apps, Filme und Serien.
Filme? Serien? Apps? Über iTunes lassen sich heute längst nicht mehr nur Musiktitel und –videos kaufen und herunterladen. Aus dem Tante-Emma-Laden ist ein Supermarkt geworden. Spätestens als Apple 2008 das Music aus Apple Music Store strich, dürfte jedem klar gewesen sein, dass der Fokus nicht mehr nur auf Liedern lag.
Immer weiter wurde iTunes ausgebaut – es folgten Klingeltöne, Bücher und Apps für iPhone, iPad und iPod touch. Selbst Programme für den Mac werden heute über die iTunes-ID bezahlt. Und es wird vermutlich nicht mehr lange dauern, bis wir auch im Kino, an der Edeka-Kasse oder im Urlaub mit unseren iTunes-Konten bezahlen. Passbook war erst der Anfang. Viele Beobachter glauben, dass das „next big thing“ von Apple tatsächlich eine Killer-App sein wird: eine mobile Geldbörse.
Ich fange dann schon mal an zu sparen.