Ein Prism kommt selten allein

Am Mittwoch hat die Bild-Zeitung berichtet, dass die Bundeswehr bereits seit 2011 vom Spähprogramm Prism gewusst haben soll. Und das, obwohl sich die Politiker in den vergangenen Tagen doch darin übertroffen haben, ihre Köpfe, Hände und was sonst noch alles in Unwissen zu waschen. Wie kann es da sein, dass die Bundeswehr schon zwei Jahre vor Edward Snowden über die Abhöraktionen des US-Geheimdienstes NSA informiert war?

Schnell beeilte man sich darum in Berlin, die Dinge ins rechte Licht zu rücken. Da sei ja etwas missverstanden worden. Hieß es. Der Bericht in der Bild beziehe sich zwar ebenfalls auf ein Prism-Programm. Sagte man. Aber dabei handele es sich um ein ganz anderes Programm. Erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert.

Der Begriff Prism werde „im Zusammenhang mit dem Austausch von Informationen in Afghanistan“ gebraucht, hieß es von Seibert und dem Bundesnachrichtendienst in der Bundespressekonferenz. Es handele sich dabei um ein „NATO/ISAF-Programm“, das nicht identisch mit dem Prism-Programm der NSA und auch nicht als geheim eingestuft sei.

Statt einem Prism reden wir nun also von zwei Prisms.

Damit es in Zukunft nicht zu noch mehr Verwechslungen kommt, habe ich einmal dieses Internet durchgelesen und ein paar Prisms zusammengestellt, die sich gut dafür eignen würden, aus den zwei Prisms später noch viele mehr zu machen.

  1. Prism ist eine freie Softwareumgebung, um Webanwendungen in eine Desktopumgebung zu integrieren. Es wird im Rahmen des Mozilla-Projekts entwickelt.
  2. Prism ist ein Programm zum Konvertieren von Video-Dateiformaten.
  3. Die Prism Suite stellt Funktionen zur dynamischen Konfigurationsverwaltung für IT-Professionals bereit.
  4. Prism ist eine Handy-Reihe von Nokia.
  5. Prism ist das Muster fürs Erstellen zusammengesetzter Anwendungen mit der Windows Presentation Foundation. (Oder so ähnlich)
  6. Prism ist ein First-Person-Shooter.
  7. Prism bündelt zweimal pro Jahr das Neueste von Arthur D. Little im Bereich Management.
  8. Prism ist eine WLAN-Karte, die früher in Computern von Aldi verbaut wurde.
  9. Prism ist ein Kletterschuh.
  10. Prism ist eine Party.
  11. Prism ist ein Lenkdrache.
  12. Prism baut Webseiten. (Oder versucht es zumindest)
  13. Prism ist ein Solo-Kanadier.
  14. Prism ist ein Befehl.
  15. Prism ist ein medizinscher Test.
  16. Prism ist eine Damenuhr.
  17. Prism ist ein PDA.
  18. Prism ist ein integriertes Data Warehouse System, das bei der Deutschen Bank für ein verteiltes Finanz- und Management Controlling entwickelt wurde.
  19. Prism ist eine Frühlings- und Sommerkollektion.

    Und ganz zum Schluss, weil es so schön ist:

  20. Prism ist passives Monitoren von Kommunikationsnetzen – gefördert von der EU und unterstützt unter anderem von der Frauenhofer Gesellschaft, dem Forschungszentrum Telekommunikation Wien, Hitachi Europa und der Telscom AG.

    Das Forschungsprojekt rund um Projektmanager Dr. Ivan Gojmerac sollte verschiedene Möglichkeiten untersuchen, „die Privatsphäre der Endbenutzer zu wahren, indem der Zugriff auf unbearbeitete erfasste Daten sogar innerhalb des überwachten Netzes selbst verhindert wird“. Eines der Ziele sei es gewesen, sowohl mit den Datenschutzregulierungen als auch mit der Sicherheitsgesetzeslage völlig konform zu gehen.

    Das Projekt wurde Mitte 2010 abgeschlossen. Ich habe bei den Verantwortlichen von damals einmal nachgefragt, was aus ihren Forschungen geworden ist, bisher aber noch keine Antwort erhalten. Wer Lust hat, kann sich auf Seite 28 dieses PDFs noch einmal genau durchlesen, worum es bei dem Projekt ging.

Ein Kommentar zu “Ein Prism kommt selten allein”

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