Das Problem mit den Serien

Serien. Jeder kennt sie, jeder sieht sie, jeder vergisst sie. Oder aber nicht. Dann werden DVD-Boxen gekauft oder der iTunes-Movie-Store bemüht. Eine kleine Bestandsaufnahme.

An meine erste Serie kann ich mich heute nicht mehr erinnern. An Lindenstraße, Verbotene Liebe und Marienhof bin ich weiträumig herumpubertiert. Wenn am Morgen in der Schule über die letzten Morde, Affären und geplatzten Hochzeiten gesprochen wurde, dann hab ich noch schnell die Geschichtshausaufgaben abgeschrieben. Erstaunlicherweise waren damals nicht nur Frauen unter den Zuschauern. Aber mehr als 90 Prozent waren es dann doch.

Auch für Tatort oder Großstadtrevier, ganz zu schweigen vom Traumschiff oder Forsthaus Falkenau, habe ich mich nie interessiert. Richtige Spielfilme oder kurze Fortsetzungsreihen wie Timm Thaler oder Fantaghiro waren da schon spannender.

Wann es mich also erwischt hat, kann ich im Nachhinein nicht mehr sagen. Eines Tages kam Tele5 mit den Gummibären und Marshall Bravestarrr, wenig später die Simpsons und irgendwann war ich mitten drin.

King of Queens, Friends und Spin City. Mit Comedy fing alles an. Das Gute an diesen Serien war, dass man getrost ein paar Folgen verpassen konnte. Ob nun ein Woche, einen Monat oder ein Jahr später – zurückzukommen war immer sehr einfach. Das lag mit daran, dass die Hauptcharaktere nie bzw. kaum gewechselt haben und auch die Rahmenhandlung immer recht überschaubar blieb.

Von Comedy ging es dann eines Tages weiter zu Action und Spannung mit Akte X, Knight Rider, Alias und Lost.

Ich weiß, dass es noch einige große Lücken gibt. 24, Heroes oder Prison Break habe ich noch nicht gesehen. Auch Twin Peaks fehlt mir noch. Und genau hier liegt das Problem bei Serien: sie laufen immer weiter! Und es werden immer mehr!

Vor ca. einem Monat hat in Amerika die Herbst-Saison begonnen. Alle großen Sender versuchen neue Folgen ihrer Serien an den Zuschauer und die Zuschauerin zu bringen. Natürlich zur Prime-Time. Denn nur hier lässt sich wirklich Geld verdienen.

Viele gute Serien, die in Amerika laufen, schaffen es niemals nach Europa oder Deutschland. Gott sei Dank, möchte ich sagen. Wenn alle diese Serien eines Tages tatsächlich synchronisiert (übrigens mein Vorschlag zum Unwort des Jahres) im deutschen Fernsehen laufen sollten, können die Kinos auch gleich schließen und die Rundfunkanstalten ihre Arbeit einstellen. Denn schon heute ist es problematisch, die vielen Serien kundenfreundlich zu senden. Viel zu groß ist das Angebot, viel zu wenig sieht der Standarddeutsche – zumindest momentan – noch TV.

Und dann gibt es da noch das Problem mit der Ausstrahlungsverzögerung. Eine Folge, die in Amerika heute auf ABC oder CBS läuft, wird in Deutschland erst viele Monate später ausgestrahlt. Obwohl sie in den USA bereits wenige Stunden nachdem sie über den Bildschirm lief im Internet verbreitet wird. Sowohl von den Sendern selbst (für Festpreise oder werbefinanziert) oder über hunderte und tausende von Blogs und Newsseiten, die die neusten Folgen per Stream oder zum Download anbieten. Umsonst. Selbstverständlich.

Wer sich also in Deutschland für eine Serie interessiert, wird auf das Internet ausweichen. Und später als Zuschauer fehlen. Weshalb Pro7, Sat1 oder RTL die Serie wegen schlechter Zuschauerzahlen absetzt oder ins Nachtprogramm verbannt. Ein Teufelskreis, der erst noch durchbrochen werden will.

Ursprünglich wollte ich in diesem Eintrag über eine meiner All-Time-Favorit-Serien bloggen: Nip/Tuck.

Die fünfte Staffel ist gerade auf DVD erschienen (bevor sie im frei empfangbaren TV lief) und noch genauso böse und grausam wie am Anfang. Nun werd ich mir dies bis zum nächsten Mal aufheben. Nur soviel sei verraten: Walt Disney würde sich im Grabe umdrehen…

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